21 Apr. 2020

Gerhard Richter studierte zu DDR-Zeiten zunächst Malerei an der Dresdner Kunstakademie; 1961 zog er kurz vor dem Mauerbau nach Düsseldorf und schrieb sich an der dortigen Kunstakademie ein. Sein künstlerisches Umfeld wurde mit einem Mal nicht mehr von den Dogmen des Sozialistischen Realismus geprägt, sondern von politischen Happenings und Aktionen der Fluxus-Künstler — bestimmend wurde der erweiterte Kunstbegriff, den Joseph Beuys lehrte. Vor diesem Hintergrund begann Richter sich für die Frage zu interessieren, wie die Malerei mit ihrer langen Geschichte aller Kritik zum Trotz in die Gegenwart hinein fortsetzbar wäre: Wie malt man nach der «Überwindung» der Malerei?

Bereits seit Beginn der 1960er-Jahre griff Richter für seine Gemälde auf vorgefundenes Bildmaterial, vor allem auf Fotografien und in Zeitungen und Zeitschriften reproduzierte Aufnahmen, als Vorlagen zurück. Auch Motorboot beruht auf einer solchen Schwarz-Weiss-Fotografie. Es handelt sich nicht um einen privaten Schnappschuss, sondern um ein inszeniertes Bild, das für eine Anzeige zur Bewerbung der Kodak Instamatic-Kamera entstanden war. Ein wichtiges künstlerisches Mittel ist die Unschärfe, die Richter einsetzte, um die abstrakte Qualität seines realistischen Motivs herauszuarbeiten.

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